Messe Dresden: „Es gibt nichts, was hier nicht geht“

Messechef Ulrich Finger ermöglichte am Montag den Mitgliedern unseres Presseclubs einen Einblick in das gerade eröffnete Tagungszentrum Börse. Bei Wein, Bier und liebevoll gefertigten Häppchen berichtete er über die Sanierung.

Im früheren Schlachthofhotel Börse weht wieder der Geist von Hans Jakob Erlwein. Der Dresdner Stadtbaurat hatte vor hundert Jahren das gesamte Schlachthofensemble im Ostragehege errichten lassen. „Wir haben hier dem Denkmalsschutz weitgehend freie Hand gelassen“, schildert Finger. So sind nahezu alle Räume originalgetreu saniert – bis hin zum roten Linoleum auf den Fußböden. Die Lampen im Festsaal wurden beispielsweise nach der Vorlage historischer Fotos von einer Chemnitzer Firma nachgestaltet. An den Decken blieb die Holzvertäfelung erhalten. An den Wänden stehen vier Kamine. „Erlwein hatte damals ein modernes Heiz- und Belüftungssystem verwendet. Frische Luft wurde angesogen und gewärmt in den Raum geblasen“, beschreibt Finger die Technik. Jetzt sind die Kamine originalgetreu nachgebaut. Im Inneren arbeiten sie mit modernster Technik.

Insgesamt sind im Schlachthofhotel, das bei jungen Leuten eher als Partylocation Röschenhof bekannt ist, acht Säle beziehungsweise Tagungsräume. Mit dem Namen Börse seien Veranstalter auch leichter ins Ostragehege zu locken, als wenn die Rede von der Messe ist. Die Marketingleute unter uns nickten zustimmend. Sind die Veranstalter erst einmal da, unterliegen sie meist dem Charme der historischen Erlweinbauten, verrät Finger. Dresden ist nun in der Lage, Kongresse und Tagungen mit bis zu 10 000 Teilnehmern auszugestalten. Wirtschaftlich zahle sich die Investition aus. Die Nachfrage sei gut, derzeit werde über Veranstaltungen 2014/15 verhandelt. Riesenkongresse und Großkonzerte kommen in der Regel nur ein- oder zweimal im Jahr. Deshalb steht das Tagungszentrum auch für Betriebsfeste und private Feiern bereit. „Es gibt nichts, was hier nicht geht“, wirbt Finger gern. Der Festsaal beispielsweise sei schon für mehrere Hochzeiten gebucht.

Lag der Umsatz von Messe- und Tagungszentrum vor drei Jahren noch bei 2,7 Millionen Euro, seien es im vergangenen Jahr schon 4,5 Millionen Euro gewesen. Ab 1. Juni wird auch die Straßenbahn ins Ostragehege fahren.

Jetzt möchte Messe-Chef Ulrich Finger auch gern das Heizhaus einbeziehen. Da zu Erlweins Zeiten keine Schornsteine im Stadtbild sichtbar sein sollten, hat er die Esse in einer Art Kirchturm versteckt. Das markante Gebäude im Ostragehege erhielt schnell den Spitznamen Schweinedom. „Das Haus hat einen wunderbaren Maschinenraum von etwa 900 Quadratmetern. Daraus ließe sich ein Saal für 500 bis 800 Personen gestalten“, sagt Finger. Auch die zahlreichen Nebenräume ließen sich für das Tagungszentrum nutzen. Die Keller könnten als Lager dienen, schließlich hat die Messe ihre Lager zugunsten des Baus des Tagungszentrums aufgegeben.

Noch spricht Finger von einer Vision, aber er wirbt schon mit ersten Zeichnungen dafür. Stimmt die Stadt zu, könnte so endlich die letzte Schmuddelecke im Schlachthofgelände verschwinden und der Verfall des Schweinedoms gestoppt werden.

Der eigentliche Schlachthof wurde 1999 zur Messe Dresden umgestaltet. Vor zwei Jahren begann der Bau des Tagungszentrums. Es findet nun mit der Übergabe des sanierten Schlachthofhotels Börse seinen vorläufigen Abschluss.
Bettina Klemm