„Torgauer Zeitung“ druckt NPD-Pressemitteilung ungekürzt

Was ist der richtige Umgang als Medium mit der NPD? Darf eine Lokalzeitung eine Pressemitteilung der rechtsextremen Partei einfach so, ungekürzt und unkommentiert, abdrucken?

Die „Torgauer Zeitung“ hat genau das getan, als sie am 20. August eine Pressemitteilung der Partei zur Finanzausstattung des nordsächsischen Kreistags als Antwort auf einen vorangegangenen Beitrag abgedruckte. Der vorangegangene Artikel hatte sich mit den geplanten Kosten für den nordsächsischen Kreistag beschäftigt. Nicht nur in den Augen des NPD-Blogs ist aber der unkommentierte Abdruck der Mitteilung ein Tabu-Bruch, hat die Zeitung doch so „kostenlose Werbung für die Rechtsextremisten“ gemacht.

Man könnte sicherlich auch argumentieren: Die NPD vertrete eine abweichende Position zu den übrigen Parteien, die im Kreistag vertreten sind. Aber ist die „abweichende Position“ tatsächlich eine realistische Einschätzung – oder eher Hetze, zumal die NPD offenbar bei der Verteilung der Finanzmittel nicht berücksichtigt worden ist?

Die fehlende differenzierte Auseinandersetzung der Zeitung mit der in der Mitteilung aufgestellten Behauptung, die Ausstattung des Kreistages sei auch günstiger zu realisieren und es handele sich um eine „Selbstbedienungsvariante“ der „etablierten Kreistagsfraktionen„, verletzt journalistische Grundprinzipien. Etwas mehr Distanz und Differenziertheit wäre Pflicht gewesen – der 1:1-Abdruck lässt den Zeitungsmachern Sympathie mit den Zielen der NPD unterstellen.

Der NPD-Blog schreibt: „In Sachsen hat die NPD, wie schon mehrmals festgestellt, ihr Ziel erreicht: Sie wird in einigen Regionen als normale Partei akzeptiert. Ihre Kooperation mit militanten Neonazis und ihre teilweise neonazistische Ausrichtung stört dabei nicht.“

Nachtrag:Die „Torgauer Zeitung“ ist eine Lokalausgabe der „Leipziger Volkszeitung”, die von der Axel-Springer-AG gemeinsam mit dem Madsack-Verlag herausgegeben wird (via: stefan-niggemeier.de).

3 Gedanken zu „„Torgauer Zeitung“ druckt NPD-Pressemitteilung ungekürzt

  1. Die Info zur Zugehörigkeit der Zeitung ist abermals falsch recherchiert.

    Der Chefredakteur oder der Verlag haben keinesfalls Sympathien mit den Rechten. Im Kreistag Nordsachsen sitzen 4 NPD Kandidaten. Keiner davon entstammt einem Torgauer Wahlbezirk. Diese anderen Wahlbezirke setzen sich wie auch viele Medien der alten Bundesländer nur mangelhaft mit dem Problem Rechtsextremismus auseinander. Die Torgauer Zeitung setzt sich offen mit allen Parteien auseinander.

    Dies ist eine persönliche Meinung.

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