Wie, gar nicht zum Ausdrucken?

Presseclub

Ein Clubabend mit Aha-Effekten
Ein Einblick in die Online- und Bloggerlandschaft in Dresden

„Das war Weiterbildung pur“, so das Resümee vieler Clubmitglieder am Ende eines spannenden Abends im „Wohnzimmer“ des „Swissôtel am Schloss“. Nachdem mit dem klasse Buffet auch der Magen eingestimmt war auf einen inhaltsreichen Abend, nahmen

vier Blogger im Podium Platz:

Peter Stawowy, der den Branchenblog www.flurfunk-dresden.de betreibt und den Abend moderierte
Jan Frintert alias Anton Launer für www.neustadt-gefluester.de
Winfried Schenk, www.menschen-in-dresden.de  und – ganz neu – www.pieschen-aktuell.de
Chris Kloss, ein echter Blogger:  www.kleinstadtgedanken.de

Zwei von ihnen sehen sich eher als klassische Online-Journalisten, womit die Komplexität und Vielfalt der Bloggerszene in Dresden schon im ersten Satz deutlich wurde. Moderator und Kenner der Szene Peter Stawowy kann derzeit etwa 150 Blogs in Dresden benennen, wobei sich die Zahl innerhalb von 5 Minuten ändern kann. So lange dauert eine Anmeldung eines Blogs via WordPress – das ist kein Hexenwerk und attraktiv für so manchen freien Journalisten oder Freizeit-Autor.

Erst vor wenigen Wochen hatte Stawowy zur ersten Bloggerkonferenz nach Leipzig eingeladen und stellte ganz klar fest: Der Wunsch zur Vernetzung ist ausgeprägt, denn – die erste Erkenntnis des Abends – Blogger sehen sich nicht als Konkurrenten, sondern unterstützen einander und tauschen sich aus.

Jan Frintert hat mit seinem „Neustadtgeflüster“ seit 1999 schon Online-Erfahrung.

Er sieht sich als Online-Journalisten und sein Portal als eine Stadtteilzeitung, die man nur im Internet lesen kann. „Wie, gar nicht zum Ausdrucken?“ bekommt er oft zu hören, doch online erreicht er den im allgemeinen sehr internetaffinen Bewohner der Neustadt perfekt. Nachrichten, Porträts von interessanten Nachbarn oder kleinen Läden, Veranstaltungstipps – unterhaltsam, bunt und mit journalistisch sauberem Handwerk überzeugt das Neustadtgeflüster und erreicht Zugriffszahlen zwischen 50 000 und 70 000 pro Monat.

Die Neustadtbewohner über eine gedruckte Zeitung erreichen zu wollen, das ist für Jan Frintert Vergangenheit. Es ist für ihn eher die Frage, ob die Informationen in Zukunft über Webseiten oder Handy-.Apps verbreitet werden. Schon heute liest die Hälfte der Nutzer seine News unterwegs auf dem Handy. Finanziert wird das Portal über Werbung, zu 70 Prozent kann Frintert davon leben. Wichtig ist für ihn die Kombination mit facebook. Nach seiner Einschätzung hätte seine Seite ohne facebook ein Drittel weniger Aufrufe.

Winfrid Schenk ging mit seinem Portal menschen-in-dresden.de im Sommer 2013 an den Start.

Der frühere Online-Chef der Zeitungsgruppe Thüringen erhoffte sich mit seinem Portal in Dresden eine besondere Nische. Damals war nur die DNN mit einem Online-Auftritt präsent, die Sächsischen Zeitung stoppte den Besucher an der Bezahlschranke. Schenk machte sich durch journalistisch professionelle Beiträge und saubere Recherchen vor allem während des OB-Wahlkampfes und in der Anfangszeit der Pegida-Bewegung einen Namen und erwarb sich die Anerkennung vieler Kollegen. Inzwischen hat sich der Online-Markt vor allem durch mopo24 stark verändert. Im Vergleich zu der vielköpfigen Mopo-Redaktion kann ein Einzelkämpfer wie Winfried Schenk tagesaktuelle Themen, welche die ganze Stadt bewegen, schwer in gleichem Tempo und Breite umsetzen.

Dass die Sächsische Zeitung Ende 2015 ihre Stadtteilredaktionen ausdünnte und ganze Stadtteilseiten ad acta legte, sah Winfried Schenk als eine neue Chance. Er gründete erst kürzlich das Portal www.pieschen-aktuell.de und verzeichnete auf einen „brandaktuellen“ Beitrag über einen Brand gleich nach wenigen Tagen 1000 Leser. Das gibt ihm ein gutes Bauchgefühl und weckt auch die Hoffnung, dass die Werbewirtschaft diese Nische entdecken wird und er eines Tages von seinem Portal wird leben können. Denn genau diese Nachrichten aus dem Kiez findet der Leser in den klassischen Medien nicht mehr und wird sie künftig immer häufiger online suchen.

Für Chris Kloss ist www.kleinstadtgedanken.de das blanke Hobby.

Der studierte Wirtschaftsinformatiker verdient seine Brötchen bei „Frische Fische“ und teilt sich seinen Zeitgenossen nach Feierabend gern online mit. Dementsprechend unregelmäßig wird sein Blog gefüttert, mit Texten in frischer Schreibe und zu Themen quer Beet. Hier findet man in der Regel keine brisanten Neuigkeiten, aber nette Unterhaltung. Spannend sind seine Interviews in der ReiheLet’s talk about Startups“, wo er in Teil 24 (!) zum Beispiel den Stadtbegrüner City Solutions befragte. Etwa 30 Stunden Freizeit investiert Chris Kloss jeden Monat in sein Hobby. Er ist auch Begründer des Projektes www.blogger-in-dresden.de . Hier sollen Dresdner Blogger/innen in Interviews vorgestellt werden mit dem Ziel, eine Übersicht über die Dresdner Blogger-Szene zu erhalten.

Auf dass die Weiterbildung an diesem Clubabend des Presseclubs nicht abgeschlossen sei. Merke: Die Bloggerszene ist unglaublich breit und im ständigen Wandel. Hier steckt viel Potential für weitere Clubabende!

Text: Sabine Mutschke
Fotos: Ralf U. Heirich

 

Weitere, von den vier Herren im Podium kurz angesprochene Blogs in Dresden

http://oiger.de – Neues aus Wirtschaft und Forschung

http://stipvisiten.de – Restaurantkritiken und Reiseberichte (für alle, die in Dresden mal ausgehen wollen)

http://www.elbmargarita.de/ – Dresdens Onlinemagazin für Kultur

https://www.mister-matthew.de/ – Ein unterhaltsamer Fashion-Blog aus Dresden

Noch ein Tipp: Die neuesten Beiträge auf relevanten Dresdner Blogs kann man hier verfolgen:

http://www.yablar.de/dresden/ticker/