KI kann enorme Zeiteinsparung bringen, aber es ist kein Selbstläufer
Macht die Künstliche Intelligenz Journalisten und Journalistinnen bald arbeitslos? Was ist KI? Um diese Fragen ging bei beim Gespräch im Presseclub am 12. Mai.
Zu Beginn klärte Presseclubmitglied Peter Stawowy, der die Moderation übernommen hatte, die Begriffe: „Künstliche Intelligenz (KI) kann zunächst als die Fähigkeit von Computersystemen definiert werden, Aufgaben auszuführen, die die menschliche Intelligenz erfordern.“ Dazu gehören Lernen, Schlussfolgern, Problemlösen, Wahrnehmung und die Entscheidungsfindung. (Gemini) Eine präzise Definition lasse sich im National Artificial Intelligence Act von 2020 (US) finden, der KI als ein maschinelles System beschreibt, das für eine gegebene Menge menschlich definierter Ziele vorhersagen, Empfehlungen oder Entscheidungen treffen kann, die reale oder virtuelle Umgebungen beeinflussen.
Stawowy sieht den Begriff Intelligenz in diesem Zusammenhang zugleich kritisch. Die aktuellen Technologien, die als „künstliche Intelligenz“ bezeichnet werden, seien in ihrer Fähigkeit, menschliche Intelligenz nachzubilden, von Natur aus begrenzt. Dennoch ist die Technik weit verbreitet. Als Beispiele seien genannt: digitale Assistenten wie Siri, Alexa, Google Assistant und Cortana, Suchmaschinen-Algorithmen, Soziale Medien/Netzwerke, Autokorrektur bei der Textverarbeitung, Betrugsprävention bei Finanzinstituten, Einsatz für die Diagnose in der Medizin und Robotik-Steuerung bei Montagelinien. Täglich gebe es 130 neue KI-Funktionen.
Längst Alltag ist die Verwendung von KI bei Thomas Wolf, Chef der Firma publizer GmbH. Er war einst Digitalchef bei der Sächsischen Zeitung, bevor er sich vor etwa zehn Jahren selbstständig machte und unter anderen die Plattform „DieSachsen.de“ als interaktives Online-Angebot entwickelte. Dafür nutzt er unter anderem Beiträge der Nachrichtenagentur dpa und veröffentlicht insgesamt 20 bis 30 Texte und Bilder am Tag.
Durch die Nutzung entsprechender Übersetzungsfunktionen kann publizer die Texte auch schnell in Fremdsprachen veröffentlichen. Das hat auch dem Presseclub Dresden bei der Verleihung des Erich-Kästner-Preises an Natalija Bock geholfen. So konnten wir die Pressetexte sofort auch in ukrainischer Sprache veröffentlichen, erläuterte die stellvertretende Presseclubvorsitzende Sabine Mutschke.
Thomas Wolf sieht seine Plattform auch als Perspektive für freie Journalistinnen und Journalisten. Hier können Journalisten über einen gesonderten Zugang ihre Inhalte direkt auf DieSachsen.de veröffentlichen und dabei von der ständig wachsenden Reichweite profitieren. Die KI-Integration unterstützt sie beim Erstellen und Optimieren der Texte. Das bringe eine enorme Zeitersparnis von mindestens 75 Prozent.
Einer der Nutzer der Plattform ist Presseclub-Mitglied Ulf Mallek. Seit dem 18. November 2024 veröffentlicht er mit einem kleinen Team von Lokaljournalisten newsorientierte, abofreie Nachrichten für Meißen, Radebeul, Coswig, aber auch Riesa und Großenhain und des gesamten Landkreises Meißen. Die Plattform ermögliche ihm dabei eine hohe Produktivität.
Aber, da waren sich alle drei Gesprächspartner des Abends einig: KI und das Nutzen von Bots wie etwa ChatGPT und Grok erleichtert die Arbeit. Aber das Problem – der Mensch – sitzt vor dem Computer. Deshalb sei ein genaues Prüfen der Inhalte unabdingbar. „So hatten wir in den neun Jahren am Markt bisher keine Probleme“, versicherte Thomas Wolf. In jedem Fall wird das Thema weiterhin spannend sein.


Text und Fotos: Bettina Klemm, Antje Herrmann
Achtung, Werbung: Peter Stawowy veranstaltet am 22. Mai 2025 seine nächste Praxiswerkstatt „KI in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“.