Clubabend mit Frank Richter und dem Verein Matteo

Verein Matteo gibt Geflüchteten Sicherheit: Vorsitzender Stephan Theo Reichel spricht im Presseclub über Kirchenasyl

Weil der Rechtsstaat oft versage, sei das Kirchenasyl notwendig, sagte Stephan Theo Reichel bei seinem Besuch im Presseclub am 8. September. Er kommt aus München und ist Vorsitzender des Vereins Matteo- Kirche und Asyl sowie Beauftragter für Flüchtlingsarbeit der Evangelischen Herrnhuter Brüdergemeinde. Ausführlich erzählte er im Gespräch mit Presseclubmitglied und Kästner-Preisträger Frank Richter von den Möglichkeiten des Kirchenasyls und den Anfängen seiner Arbeit in Bayern. Kirchenasyl stammt übrigens aus dem Mittelalter und wurde 1803 abgeschafft, seit den 1980er erfahre es jedoch eine Wiederbelebung, weil der Rechtsstaat nicht funktioniere.

Das Credo des Vereins: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen” (Matthäus 25,35) Wir geben Geflüchteten eine Stimme. Wir helfen ihnen, den Schutz vor Menschenrechtsverletzungen durchzusetzen. Wir stehen ihnen zur Seite. Unabhängig von Religion, Herkunft und Geschlecht.

Matteo helfe deshalb Geflüchteten in Härtefällen. Zuvor sprechen Stephan Theo Reichel und seine Mitstreiter intensiv mit den Betroffenen. Sie glauben keineswegs alle Geschichten, die ihnen erzählt werden. 80 bis 90 Prozent seien aufgrund der Rechtslage nicht für das Kirchenasyl geeignet. In jedem Falle arbeitet der Verein mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und der zentralen Ausländerbehörde zusammen und fordern, die konkreten Fälle neu zu bewerten. Die jeweiligen Kirchengemeinden nehmen die Menschen für eine Zeit auf und verhindern so deren Abschiebung. Aktuell bildeten Venezolaner sei die größte Gruppe in Sachsen. 

Reichel betonte jedoch, grundsätzlich kein Gegner von Abschiebungen zu sein, Leute, die sich danebenbenehmen, müssten das Land verlassen.  

„Auf dem Weg in die Europäische Union, an den Außengrenzen und in EU-Grenzländern kommt es immer wieder zu schockierender Gewalt gegen Flüchtende“, sagte Reichel. Menschen, die nach Bulgarien abgeschoben werden, würden schwer misshandelt und ins Gefängnis gesteckt. Es sei ein Skandal, dass Deutschland darauf nicht reagiere. Dabei habe Matteo die Ergebnisse einer entsprechenden Recherchereise als Dossier an die Parlamentarier geschickt, leider aber keine Antwort erhalten. Auch die Redaktionen hätten nicht angemessen reagiert, bedauert er.

Den Clubabend hatte Vereinsmitglied Frank Richter organisiert und moderiert. Herzlichen Dank.