MDR-Intendant Udo Reiter zu Besuch im Presseclub Dresden

Das Röhrenradio ist zwar längst passé, aber wer jetzt im deutschen Sendegebiet nicht den richtigen Riecher hat oder den Zeigefinger auf der aktuellen Taste, guckt trotzdem in die Röhre und nicht auf den digitalen Flachbildschirm mit Megaauflösung.

Das wäre die saloppe Quintessenz aus dem gezielt geführten Gespräch von Journalist Ralf Hübner mit dem bestens gelaunten und informierten MDR-Intendanten Professor Udo Reiter (Foto li.) im vollbesetzten Presseclub Dresden am 26. Januar 2009. Im Radiosektor sind die Sendewellen schon seit langem abgezählt und vergeben. Neue „Claims“ abzustecken ist für die öffentlichen Rundfunkanstalten nicht einfach, denn groß und breit gefächert ist das Angebot der Privatsender.

Chancen bei der Jugend

Dennoch sieht Reiter bei der hörfreudigen Jugend Chancen. Der „Kinderkanal“ – ein häßliches Wort für eine gute Einrichtung – komme gut an und bestätigte die MDR-Erwartungen. Doch den geforderten „Jugendkanal“ mit dem Kinderkanal zu koppeln, sei nicht sinnvoll, erklärte der Intendant. Denn Jugendliche wollen auf keinen Fall mehr Kinder sein. Deswegen wolle der MDR für diese Klientel in den nächsten zwei Jahren ein eigenes fetziges Jugend-Format (klingt auch würdiger) vorbereiten.

Die Digitalisierung von Funk und Fernsehen schreitet weiter voran. Neuer Schauplatz der Konkurrenz zwischen Printmedien und Rundfunkanstalten sei das Internet mit weiter Verbreitung und großer Freiheit, bestätigte Reiter. Devise: „Wer nicht ins Internet will, geht ins Museum.“

Öffentlich-rechtlich im Internet

Hier (im Internet) biete der MDR schon zahlreiche Angebote, aber das Volumen sei noch lange nicht erschöpft. Neustes Angebot: das Internetangebot „Damals im Osten„. Außerdem stehe die Umsetzung des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrags dieses Jahr an, Probleme und Bewertungskriterien für den nächsten würden schon gesammelt. Größte Problematik derzeit: der Drei-Stufen-Test, mit dem künftig alle öffentlich-rechtlichen Angebote auf gesellschaftliche Relevanz, publizistischer Mehrwert und Finanzierbarkeit geprüft werden müssen. Hintergrund ist die Sorge der privaten Medienanbieter, die eine Wettbewerbsverzerrung durch die öffentlich-rechtliche Angebote fürchten.

Die ehrenamtlichen Rundfunkräte benötigen zur Bewältigung dieser Aufgabe nun zusätzlich einen Etat und Personal, erzählte Reiter. Um zu verhindern, dass Intendanten Einfluß ausüben, wäre plötzlich praktisch eine „Chinesische Mauer“ nötig. Der Drei-Stufen-Test belaste die Gesamt-Etat des MDR von 620 Millionen Euro mit zusätzlich einer Millionen, so der Rundfunk-Professor weiter.

Es geht auch anders: In Thüringen hat der MDR jüngst eine Kooperationsvereinbarung mit der Thüringer Zeitungsgruppe geschlossen (vgl. Bericht von Michael Hiller), sodass die bewegten Bilder des MDR von ihnen nachgenutzt werden dürfen. Reiters Stoßgebet in den Äther: „Laßt uns in Gottes Namen journalistisch arbeiten, dann hat der Empfänger am meisten davon.“

Roland Fröhlich

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Beachten Sie bitte auch die Berichte von Roland Fröhlich zu Clubabenden

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