Die Fette zeigen es: Zucker macht krank

Der Presseclub besucht die Firma Lipotype im Biotechnologiezentrum

Pro. Kai Simons

Wenn man Prof. Kai Simons sieht, dann nimmt man ihm sofort ab, dass eine gesunde Lebensweise länger fit hält. Schlank und drahtig spricht der 80-Jährige von
den Ursachen der Fettleibigkeit. In Sachsen hat heute jeder achte Einwohner
Diabetes, das ist ein deutschlandweiter Spitzenwert.

Jahrzehntelang wurden tierische Fette in der Nahrung als Teufelszeug
gebrandmarkt. Als Folge fand Zucker, meist in Form von Maisfruktose-Sirup
Verwendung und die Fettleibigkeit stieg. Nur die Studien hatte die
Zuckerindustrie bezahlt, wie 2016 öffentlich wurde.

Kai Simons, der 1998 als Initiator und Direktor des Max-Planck-Instituts für
molekulare Zellbiologie und Genetik nach Dresden kam, gründete 2012 seine
Biotechnologiefirma Lipotype. Seit 2014 ist das Start-up am Markt.  Es hat die
Analyse Tausender unterschiedlicher Fette so weiterentwickelt, dass Blutproben
schnell und sicher Hinweise für Krankheiten wie Alzheimer, Diabetes,
Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Multiple Sklerose geben können, lange bevor
diese Krankheiten ausbrechen. „Ziel ist es, ähnlich wie bei einer Ampel
Hinweise auf die entsprechende Ernährung und Bewegung geben. So wollen wir eine
Trendwende bei der Fettleibigkeit erreichen“, erklärt Prof. Simons. Eine
aufwendige Auswertung von einer Unmenge von Daten von Probanden quer durch Europa
bildete die Grundlage für die Erforschung. Im nächsten Jahr, so schätzt er,
können die Messungen auf dem Markt sein. Vielleicht wird Sachsen zum
Pilotprojekt, um die Diabetesquote zu senken?

Lipotype hat derzeit 13 Mitarbeiter. Im Labor zeigt Christian Klose, wie aus den
Bluttröpfchen die Fettanalyse erfolgt. Dazu hat das Unternehmen eine
Shotgun-Massenspektrometrie-Methode entwickelt. Das Unternehmen verdient bereits
Geld als Dienstleister für Universitäten und Pharmaunternehmen. Für die
Forschung erhält es Fördergeld, etwa 30 Prozent seines Haushaltes.
Übrigens war beim kleinen Buffet am Ende manches Presseclubmitglied auffällig
zurückhaltend. Sein Geheimrezept wollte Kai Simons nicht so recht verraten,
vielleicht weil es so selbstverständlich klingt: Er isst wenig, aber gönnt sich
hin und wieder auch ein Glas Wein und er treibt regelmäßig Sport.

Text: Bettina Klemm
Fotos: Bettina Klemm und Petra Gehlich