Börsenmoderator und Dynamo-Interimspräsident Holger Scholze im Presseclub
„Niemand weiß, was morgen passiert“, argumentierte Holger Scholze, der seit 16 Jahren als freier TV-Börsenmoderator u.a. in mehr als 5.000 Live-Schalten für den Nachrichtensender n-tv zum Einsatz kam, bei einem Gespräch mit Journalistin Bettina Klemm im Presseclub Dresden, „man kann aus dem Börsengeschehen Tendenzen ableiten, aber eine Gewissheit hat keiner“. Dieses sibyllische Wort traf überraschenderweise auf den Apologeten von Hausse und Baisse selbst zu, denn am Tage nach dem Interview wurde Holger Scholze in der Sächsischen Zeitung (16.10.2018) in einem für die Vita Scholzes lesenswerten Aufmacher als „Der Vermittler“ und Interimspräsident von DYNAMO, im traditionsreichen, doch derzeit von Krisen gebeutelten Dresdner Fußballverein proklamiert. Das ist für den sportbegeisterten Börsianer, der 2011 schon Dynamo-Pressesprecher war, sicher eine diplomatische Herausforderung.
Zunächst aber erläuterte Holger Scholze im Presseclub mit faszinierendem Engagement, dito Eloquenz und analytischer Beweisführung den Zuhörern die für einen Laien komplizierte Materie des Börsengeschehens mit seinen Wellen, Tälern und mitunter verheerenden globalen Auswirkungen. „Die Börse ist der Motor einer jeden Wirtschaft“, sie sorge zunächst dafür, sagte der Moderator, dass Unternehmen Geld bekämen, um dieses zu investieren. Anleger seien an einer guten Wertentwicklung sowie der Ausschüttung von Dividenden interessiert. „Je mehr Börsianer aktiv sind, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf dem betreffenden Markt faire Preise bilden können“. Auf die Darstellung der wesensmäßigen Unterschiede von Wirtschaftspolitik und Geldpolitik in Verbindung mit den Funktionen von Weltbank, Europäischer Zentralbank, Deutscher Bundesbank und den diversen Geschäftsbanken als Aktiengesellschaften oder Genossenschaften und regionalen Sparkassen wird hier aus Platzgründen verzichtet.
Interessant war auch, dass Deutschland auf dem globalen Finanzmarkt bei der Kreditaufnahme weniger Zinsen zahlen müsse als andere europäische Staaten wie zum Beispiel Spanien, Portugal, Italien oder Griechenland, u.a. weil die Anleger darauf vertrauten, dass die BRD ihren Verpflichtungen auch künftig vollumfänglich nachkommen werde und die Schulden zum Stichtag begleiche. Mit anderen Worten: Geldanlage ist Vertrauenssache. Ein Grundprinzip des Papiergeldes, welches als erstes im frühen Mittelalter in China eingeführt wurde. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts auch schon in Köln.
Holger Scholze überraschte mit der Frage: „Wozu braucht der Mensch eigentlich Gold?“ Im täglichen Leben komme Gold natürlich vor allem in der Schmuckindustrie, aber ansonsten eher selten zur Anwendung. Dennoch seien viele Menschen seit Jahrtausenden von dem Edelmetall fasziniert. Es spiele zudem an der Börse nach wie vor eine bedeutende Rolle. Oft galt es sogar als „sicherer Hafen“ in Krisenzeiten, auch wenn dieser Effekt zuletzt nicht immer zu beobachten gewesen wäre.
Zur Politik des US-Präsidenten Donald Trump äußerte sich Holger Scholze kritisch. Sie sei schwer berechenbar und verschärfe geopolitische Risiken. Dies führe auch an den Börsen zu Unsicherheiten. Der Handelskonflikt zwischen den USA und der EU liege dank des diplomatisch äußerst geschickten Eingreifens von EU-Ratspräsident Jean-Claude Juncker in Washington bis dato auf Eis, eine erhoffte Einigung stehe hier aber noch aus. Trump gehe es gegenüber Russland und China vor allem auch um geostrategische Interessen. Wie viele andere Trump-Exegeten schätzt auch der frühere Medizinstudent Scholze den amerikanischen Präsidenten als narzistisch ein. Zudem argumentiere er widersprüchlich und oft sachlich und fachlich äußerst fragwürdig. Die Börse sei zwar keine moralische Instanz, doch die Akteure liebten eine gewisse Verlässlichkeit, Stabilität und damit Planungssicherheit.
Scholze erklärte auch die drei Säulen der Börsenkontrolle in Deutschland, von der Handelsüberwachungsstelle an einer Börse, über das Wirtschaftsministerium des jeweiligen Bundeslandes bis hin zum Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen.
Börsenanalysten seien damit beschäftigt, unternehmerische Ideen, den Erfolg der Firmen, Renditen, Überschüsse und Ausschüttungen einzuschätzen und daraus Prognosen abzuleiten.
Er persönlich halte einen Investitionsplan für Wertpapiere als beste Variante für die persönliche Altersvorsorge. Dabei könne man auch schon mit relativ kleinen monatlichen Beträgen nach einem gewissen Zeitraum ein stattliches Vermögen aufbauen. Ansonsten gelte vor allem kluges „Money-Management“ sowie eine gesunde Streuung in einem Wertpapierdepot als erfolgsversprechend. Dazu sollten Anleger vor allem besonnen agieren und sich bei der Geldanlage nicht zu sehr von Emotionen leiten lassen.
Diese lässt Holger Scholze eher beim Mitfiebern mit seinem Lieblingsverein heraus. Obwohl er auch bei der Ausübung seines verantwortungsvollen Ehrenamtes kühlen Kopf bewahren müsse. Nach Ablauf der Übergangszeit wird sich Holger Scholze am 19. Dezember 2018 der Dynamo-Mitgliederversammlung zur Wahl für das Präsidium stellen. Viel Glück dabei!
Text und Fotos: Roland Fröhlich