Der Intendant will Brücken schlagen

Semperopernchef Peter Theiler im Presseclub

Wenn man sich als Intendant nicht die Zeit nimmt, in die einzelnen Abteilungen zu gehen, verliert man den Kontakt zu den Mitarbeitern“, erklärt Peter Theiler, seit dieser Spielzeit 2018/19 Intendant der Semperoper Dresden in einem Gespräch mit dem Kulturmanager Oleg Jampolski im Dresdner Presseclub. Einerseits ist Bodenhaftung und Abonnentenpflege für den 1956 in Basel geborenen langjährig international tätigen Intendanten die tägliche Arbeitsgrundlage, andererseits will Peter Theiler seine guten Beziehungen zu den Opernhäusern in Sankt Petersburg, London und Madrid für die künstlerische Zusammenarbeit mit der Semperoper nutzen. Das klingt vielversprechend und macht neugierig. Im Abonnement der „Wiederholungstäter“ liege zwar eine gewisse Kontinuität, sagt Theile, „aber wir müssen die Menschen auch ein bißchen herausfordern“. Eine Intendanz mit der allseits beliebten „Zauberflöte“ von Mozart zu beginnen, halte er, trotz aller humanistisch-musikalischen Wertschätzung, für phantasielos. Die erste Saison mit Peter Theiler verspricht eine interessante Mischung aus hochkarätigen Neuinszenierungen und erfolgreichen Repertoirestücken mit Starbesesetung.

Deshalb eröffnet Peter Theiler seine erste Dresdner Spielzeit am 29. September unter anderem mit der Premiere von „Moses und Aron“ von Arnold Schoenberg (1874-1951). Diese Oper sei ein biblisches Paradestück über zwei Brüder von unterschiedlicher Gottesvorstellung und passe deshalb genau in die gegenwärtige von Migration geprägte Diskussion der Gesellschaft, erläuert Theiler. Die Semperoper beruft zur neuen Spielzeit den weltweit bekannten Dirigenten Omer Meir Wellber, der bereits 2010 in Dresden sein Debüt gab, zum ersten Gastdirigenten. Im Dezember wird der Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann die Opernpremiere „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauß dirigieren. Zum Spielzeitausklang im Mai 2019 steht „Nabucco“, eine Oper von „hochpolitischer Sprengkraft“ von Guiseppe Verdi (1813-1901) mit Placido Domingo in der Titelrolle auf dem Spielplan. Um nur einige zu nennen. Mit der Stückauswahl und Starbesetzung will Peter Theiler auch „den internationalen Status der Semperoper deutlich sichtbar machen.“ Auf der Bühne Semper Zwei würden vorwiegend Gegenwartsstücke gegeben.

Er selbst sei ein konservativer Mensch, bekennt der ehemalige Generalintendant des Staatstheaters Nürnberg, aber zwischen konservativ und populistisch müsse ganz klar unterschieden werden. Nach dem Studium der Geschichte und Literaturwissenschaft begann Peter Theiler seine Karriere als Regieassistent am Grande Theatre de Geneve und Frankfurt, wo ihn die Regisseurin Ruth Berghaus sehr beeinflusste. Seit 1984 ist Peter Theiler mit der Kostümbildnerin Gabriele Heimann verheiratet. Engagements als Regisseur führten Theiler ans Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, wo er später Generalintendant wurde, an die Opera de Nice, nach Saarbrücken als Direktor des französischen Festivals „Perspectives“, als Dozent an die Musikakademie Basel, als Oberspielleiter und Bühnenbildner am Nationaltheater Mannheim, als Direktor des Theaters Biel-Solothurn. Seit Herbst 2008 leitete Peter Theiler als Staatsintendant die Geschicke am Dreisparten-Staatstheater Nürnberg.

Peter Theiler ist regelmäßig Juror bei internationalen Gesangswettbewerben, engagiertes Mitglied im Deutschen Bühenverein sowie Vorstandsmitglied der Chambre Proffesionnelle des Directions d’Opera in Paris. Für seine grenzübergreifende Arbeit im Dienste der französischen Kultur wurde Peter Theiler vom französischen Kultusminister zum Offizier des L’Ordre des Arts et Lettres ernannt. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten berief Peter Theiler zum Honorarkonsul der Schweiz in Nürnberg.

In Dresden will der neue Intendant der Semperoper besonderen Wert auf Theaterpädagogik legen, um junges Publikum für die Oper zu gewinnen, da der ästhetische Bildungsauftrag der Schulen immer häufiger auf die Institutionen verlagert werde. Peter Theiler zeigte sich erfreut über den hohen Anteil von Jugendlichen im Theater. Den will er weiter ausbauen.

Text und Foto: Roland Fröhlich