Ein echtes Stück Preußen in Sachsen

Weil die schöne Rosalie am preußischen Hof unerwünscht war, baute Prinz Albrecht von Preußen einen Wohnsitz am Dresdner Elbhang. Der Prinz hatte sich von seiner Frau Marianne von Oranien-Nassau scheiden lassen und deren Hofdame Rosalie von Rauch geheiratet: nicht standesgemäß, denn Rosalie war „nur“ die Tochter des preußischen Kriegsministers Gustav von Rauch.

Regelmäßig verleiht unser Presseclub seinen Erich-Kästner-Preis im Kronensaal von Schloss Albrechtsberg. Nun gewährte uns Messechef Ulrich Finger einen Blick hinter die Kulissen und gab uns bei einem angenehmen Abend viele Informationen zum Schloss.

Für den Bau 1850 bis 1854 hatte der Prinz nicht nur den preußischen Architekten Adolf Lohse, einem Schüler von Karl Friedrich Schinkel, verpflichtet, sondern auch alle Baumaterialien und Handwerker aus Preußen kommen lassen. Das noble Einfamilienhaus im klassizistischen Baustil wurde vom preußischen König bezahlt.

Ulrich Finger, der sich mit der Geschichte und Bauweise bestens auskennt, erzählt sehr lebendig. Selbst Clubmitglieder, die schon mehrmals das Schloss besichtigt haben, fanden immer wieder Neues. Hier sollen nur ein paar kleine „Schmeckerchen“ genannt werden: An der Kuppel über der großen Herrschaftstreppe befinden sich die Bildnisse aus der Dynastie der Hohenzollern, von Kurfürst Friedrich I bis zum König Friedrich Wilhelm III., der Vater des Prinzens. Am mit Blattgold verziertem Geländer der freitragenden Treppe aus weißem Marmor ist „SUUM CUIQUE“ (jedem das Seine) zu lesen. Das geflügelte Wort aus der Antike war der Wahlspruch des preußischen Schwarzen-Adler-Ordens. So ist auch jede zweite Strebe des Geländers mit einem Adler geschmückt.

Beim Türkischen Bad sollen sich die Erinnerungen des Prinzens an seine Orientreise widerspiegeln. Doch selbst zwischen den orientalischen Elementen lassen sich Adler entdecken. Bedauerlicherweise darf heutzutage der anheimelnde Raum nicht für Veranstaltungen genutzt werden, weil ein zweiter Rettungsweg fehlt.

Im Kronensaal mit dem prunkvollen Leuchter mit Kristallschmuck und 80 Kerzen macht uns Ulrich Finger auf ein kleines Gemälde aufmerksam. Es zeigt den König, den Prinzen und Ernestine von Stockhausen. Mit deren Hilfe konnten die Preußen damals das Grundstück in Sachsen erwerben.

Im Lederzimmer, dem Arbeitszimmer des Prinzen, ist die wie geprägtes Leder wirkende Tapete aus Pappmaché, wieder im alten Glanz zu sehen. In einem Laserstrahlverfahren des Fraunhofer Instituts IWS konnten die obersten braunen Schichten abgetragen werden. Für Verblüffung sorgt ein Geheimgang hinter der Holzvertäfelung.

Eine besondere Überraschung erwartet die Presseclubmitglieder im Schlafzimmer der Rosalie. Offensichtlich hat das Paar gut zusammengelebt. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.

Ulrich Finger zeigte und jedoch nicht nur die restaurierte beziehungsweise gut erhaltene herrschaftliche Etage, sondern auch Räume und Gänge, in denen es noch viel zu tun gibt.

Auf rund sechs Millionen Euro werden die Sanierungskosten geschätzt. Im Januar hat die Stadt angekündigt, das Römische Bad im Park von Schloss Albrechtsberg bis 2025 zu sanieren. Seit 2012 ist der Zugang dazu gesperrt. 1,5 Millionen Euro stehen für das Bad zur Verfügung.

Der Presseclub Dresden dankt Ulrich Finger herzlich für seine langjährige Unterstützung und wünscht ihm alles Gute für den neuen Lebensabschnitt.

Text: Bettina Klemm
Fotos: Bettina Klemm und Maria Grahl