Alles digital in den neuen Büro- und Arbeitswelten

Zu Besuch im neuen Stadtforum der Landeshauptstadt Dresden am Ferdinandsplatz

In knapp einem Jahr soll der Bau des neuen Stadtforums beendet sein. Dann wird die Fläche auf dem Ferdinandplatz 80 Jahre nach der Zerstörung beim Bombenangriff auf Dresden 1945 wieder bebaut sein, erinnert die Leiterin der Stabsstelle Stadtforum Christine Spielvogel. Zugleich informierte sie Mitglieder und Gäste des Presseclubs über weitere Pläne für diesen Platz. So wolle die Stadt ein Sozialrathaus direkt daneben und möglicherweise auch einen Anbau an das Kaufhausgebäude errichten. Eine Brunnenanlage für den Eingang zum Stadtforum sei gerade ausgeschrieben worden. Die komplette Erschließung, die Gestaltung des Umfeldes mit Sitzbänken, Bäumen und Außenplätzen sind bereits vorbereitet. 

Die Presseclubmitglieder betreten das künftige Foyer an der südlichen Seite. Über zwei Etagen erstreckt sich die sogenannte Agora, die auf vielfältige Weise öffentlich genutzt werden kann. Eine große mit Parkett belegte Freitreppe dient später bei Bürgerforen auch als Sitzgelegenheit. Im Erdgeschoss werden das Fundbüro und ein Restaurant zur Verfügung stehen. Letzteres soll nicht nur die Mitarbeitenden versorgen, sondern auch für Besucher attraktiv sein. An einer großen Pflanzwand werden Dresdens 13 Partnerstädte visuell zur Geltung kommen – eine pfiffige Idee und viel mehr, als Räume und Säle nach den Partnerstädten zu benennen. 

Die künftige »Agora« des neuen Stadtforum und gleichzeitiger Eingangsbereich des neuen Rathauses.

Zentraler Anlaufpunkt soll ein ständig besetzter Informations- und Empfangstresen sein. Zudem dienen digitale Selbstbedienungsterminals zur Orientierung. Mitarbeitende verschiedener Ämter beraten im Erdgeschoss die Bürgerinnen und Bürger. Über eine architektonisch beeindruckende Wendeltreppe gelangt man ins 1. Obergeschoss, in die Beletage oder Konferenzebene. In etwa 30 Beratungsräumen können dort beispielsweise Ausschusssitzungen stattfinden.  

Bürgerbüros mit wechselnder Belegung: Im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss können die Dresdner künftig auf kurzem Dienstweg mit den Angestellten der kommunalen Verwaltung ins Gespräch kommen.

Ins 2. bis 6. Obergeschoss kommen die Mitarbeitenden nur mit ihrem Dienstausweis. Etwa 1.500 ziehen ein, hauptsächlich der Geschäftsbereiche Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften, Umwelt und Kommunalwirtschaft. Auch der Oberbürgermeister und das Presseamt werden im nächsten Jahr dort zu finden sein.  Insgesamt stehen nur etwa tausend Arbeitsplätze bereit, die die Rathausbeschäftigten digital buchen. Vergleichbar mit dem Online-Portal der Semperoper sind die freien Plätze und Bereiche erkennbar. Kommunikation soll in jeder Hinsicht gestärkt und das Arbeiten so lebendiger und agiler werden. 

Schon jetzt gilt im Rathaus zwischen 8 und 21 Uhr Gleitzeit. „Es sind nie alle Mitarbeitende zur gleichen Zeit im Haus. Sie arbeiten beispielsweise im Homeoffice, sind vor Ort unterwegs oder haben frei“, erläuterte Jan Pratzka. Er ist als Bürgermeister für Wirtschaft, Digitales, Personal und Sicherheit für die Stabsstelle Stadtforum und das Projektmanagement verantwortlich: „Wir haben uns auf den Weg gemacht unsere Prozesse zu reformieren und auf eine zunehmend digitale Arbeitsweise umzustellen. Wir richten ergänzend hierzu neue Arbeitsbereiche wie Denkräume für besonders konzentriertes Arbeiten und Kojen beispielsweise für vertrauliche Telefongespräche ein, die es in einer klassischen Zellenbürostruktur nicht geben würde.“ 

Besonderes Augenmerk gilt dem Schallschutz und dem Belüftungssystem. Heiz- und Kühldecken sorgen für ein angenehmes Klima. Teeküchen, 91 Pflanzinseln und ein Fitnessraum sollen zum Wohlbefinden der Mitarbeitenden beitragen. Die Schreibtische sind höhenverstellbar, das Licht der Lampen individuell regulierbar. Von Anfang an seien die Angestellten einbezogen worden und deren Wünsche weitgehend berücksichtigt. In der Kreuzstraße wurden 30 Arbeitsplätze geschaffen, an denen die neue Arbeitsweise samt digitaler Aktenführung getestet werden kann. Im neuen Haus erhalten die Mitarbeiter personengebundene Computer und Headsets.

Spielvogel und Pratzka sprechen davon, dass es sich nicht um ein klassisches Bauprojekt, sondern um einen Veränderungsprozess handele. Es gehe um nichts Geringeres als das die „Arbeitsplätze der Zukunft“. In der Planungsphase hat sich die Dresdner Stadtverwaltung beispielsweise in Rotterdam und Coventry umgesehen. Inzwischen schauten beispielsweise Verwaltungsvertreter aus Potsdam, München, Stuttgart und Dortmund vorbei. 

Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka erläutert die Bedingungen des digitaleren Arbeitens in der Verwaltung.

In den Untergeschossen befinden sich nicht nur 50 Parkplätze für Dienstfahrzeuge, sondern auch 150 für Besucher. Etwa zehn Prozent der Stellplätze sind mit Schnellladesäulen für E-Autos ausgestattet. Über eine zwölf Prozent steile Rampe geht es zur Fahrradgarage mit 371 Plätzen. Daneben befinden sich Duschen und Umkleideräume.

Aus 33 Meter Höhe bietet sich vom Dach noch ein herrlicher Rundumblick. Wenn das Gebäude vollendet ist, sollen auf dieser Fläche allerdings Pflanzen wachsen. Eine Fotovoltaikanlage sichert den Strombedarf. 

Seltener Ein- und herrlicher Ausblick: Das Dach des neuen Stadtforums wird später vorallem der Stromversorgung durch Solarenergie dienen.

Das Stadtforum hat nach Angaben der Stadt 13.620 Quadratmeter Büro- und 970 Quadratmeter Konferenzfläche. 365 Quadratmeter sind für die Gastronomie geplant. Gebaut wird es von der Stadttochter Kommunale Immobilien Dresden. Veranschlagt sind 116 Millionen Euro. „Wir haben etwa drei Prozent Mehrkosten, das ist fast eine Punktlandung“, schätzte Christine Spielvogel ein. 

Im Herbst nächsten Jahres wird es ein großes Umziehen in Dresdens Stadtverwaltung geben. Dann wird das Neue Rathaus gegenüber für die Sanierung weitgehend geräumt. 

Text von Bettina Klemm, Bilder von Juiliane Federowski und Stefan Scharf